Der Steinzeitwerkstoff Feuerstein

Martin Madera
10.05.2019

Was ist Feuerstein?

Feuerstein, auch Flint oder Silex genannt, besteht aus Quarz (SiO2 . H2O – Silizium Dioxid mit Kristallwasser), dem Anhydrid der Kieselsäure. Feuerstein hat damit chemisch die gleiche Zusammensetzung wie Quarzsand oder Bergkristall. 
Die unterschiedlichen Färbungen kommen durch Einschlüsse von Metallen und Metalloxiden. Feuerstein wird z.B. durch Hämatit intensiv rot gefärbt.

Schwarzer Feuerstein bekommt meist durch Kohlenstoffeinschlüsse seine Farbe. Anders als Glas, das amorph, also ohne Kristallstruktur ist, besteht Feuerstein hauptsächlich aus Calcedon, einer mikrokristallinen, faserigen Form von Quarz. Weitere Bestandteile des Feuersteins sind Achat und Opal, sie haben dieselbe chemische Zusammensetzung wie Feuerstein, nur eine andere Kristallstruktur.

Wie entsteht Feuerstein?

Gebildet wurden die meisten Feuersteinlager in marinen Ablagerungen der Kreidezeit, dem Jura oder dem Tertiär. Durch Auflösung von Skeletten von Diatomeen (Kieselschwämmen und Kieselalgen), ist Kieselgel bzw. Kieselsäure entstanden. Aus dem Kieselgel wurde über Jahrmillionen Wasser abgespalten und es bildete sich der Feuerstein. 
Die Wasserabspaltung erfolgt dabei von innen nach außen. Dadurch ergibt sich die häufig zu beobachtende Struktur mit einer weißlichen äußeren Schale, die leicht zu bearbeiten ist und in der der Wassergehalt deutlich höher ist als im Inneren der Feuersteinknolle.

Welche Eigenschaften hat Feuerstein?

Feuerstein ist mit einer Härte von 6,5 – 7 so hart wie Bergkristall, aber durch das mikrokristalline Gefüge leichter spaltbar und so besser für die Herstellung von Werkzeugen geeignet. Im Gegensatz zu Kristallen hat der Feuerstein keine Vorzugs-Spalt-Richtung. Wenn auf den Feuerstein mit einem Werkzeug geschlagen wird, laufen dadurch Impulswellen kreisförmig von der Schlagstelle weg durch den Stein und es kommt zum typischen muschelförmigen Bruch.

Wofür wurde Feuerstein verwendet?

Feuerstein wird als „Stahl der Steinzeit“ bezeichnet. Seine extrem scharfen Bruchkanten machen ihn ideal für den Einsatz als Messer, Beil, Schaber oder Pfeilspitze. Dadurch, dass sich Feuerstein gezielt bearbeiten lässt, lassen sich Klingen in der gewünschten Form herstellen und nach deren Gebrauch auch wieder nachschärfen.

Schon seit der Altsteinzeit haben unsere Vorfahren Feuerstein als idealen Werkstoff für Schneidewerkzeuge verwendet. Feuerstein ist an den frischen Bruchkanten so scharf wie Rasierklingen und steril. Durch den welligen, scharfen und exakten Schnitt, verheilen Wunden besser als mit Stahlklingen. 
Steinzeitliche „Schädeloperationen“ hatten eine 80% Überlebensrate, wie aus Schädelfunden und den Knochenverheilungen hervorgeht und waren damit bereits erfolgreicher als im Mittelalter. 
Sogar in der heutigen Zeit setzen Schönheitschirurgen Feuerstein-Skalpelle bei Operationen ein.

Eine weitere Anwendung bis in die Gegenwart findet Feuerstein im Volksglauben. Sogenannte Hühnergötter, Feuersteine mit Loch, wurden und werden mancherorts auch heute noch im Volksglauben  gegen allerlei Übel bei Mensch und Tier eingesetzt. Bauern haben die Steine auf Eiterbeulen der Tiere gebunden, bis die Beulen ausgeheilt waren.

Feuerstein zum Feuermachen?

Der Name „Feuerstein“ lässt vermuten, dass Feuerstein zum Feuermachen verwendet wurde. Das ist nur bedingt richtig. Wenn zwei Feuersteine aufeinander geschlagen werden, entstehen zwar Funken und die Schlagflächen riechen etwas verbrannt, aber die Funken haben nicht genug Energie, um zum Beispiel einen Zunderschwamm zum Glimmen zu bringen. Nur wenn der Feuerstein auf ein eisenhältiges Gestein, wie zum Beispiel Pyrit (chemische Formel: FeS2 – Eisensulfid; Trivialnamen dafür sind Katzengold, Eisen- oder Schwefelkies) geschlagen wird, entstehen Funken mit ausreichend Energie, um damit ein geeignetes Material zum Glühen bringen zu können. Dabei spielt aber der Feuerstein eine untergeordnete Rolle – das Funkenschlagen aus Pyrit gelingt z.B. auch durch Schlagen mit Stahl.

Woher?

Aufgrund von Einschlüssen z.B. von Resten von einstigen kleinen Lebewesen, aber auch der chemischen Zusammensetzung, z.B. dem Sauerstoffgehalt, lässt sich der Ursprungsort von Silex heute sehr exakt feststellen.
Im Gerlhamer Moor hat man eine Pfeilspitze aus einem Steinbruch am Gardasee (IT) gefunden. Einige Feuersteinwerkzeuge aus den Pfahlbaustationen Seewalchen und See am Mondsee wurden aus Beiersdorfer oder Berndorfer (Bayern, D) Plattensilex gefertigt. Feuersteine wurden aber auch über noch weitere Strecken gehandelt. Doch zeigten Untersuchungen, dass nur 3,4 % eindeutige Feuerstein Importe sind, die restlichen Feuersteine zur Herstellung von Gerätschaften sind regionalen Ursprungs.
Eine Feuersteinlagerstätte wurde 2008 in der Nähe des Mondsees im Oberalm-Revier gefunden.