Der Bronzezeitliche Kupferbergbau am Mitterberg bei Bischofshofen

Ein Bericht von Hartmut Rüf

Im Salzburgischen, am Mitterberg im Hochköniggebiet, befindet sich die mächtigste Kupfererzlagerstätte der Ostalpen. Ab der mittleren Bronzezeit bis zur Eisenzeit wurde dort mit einfachsten Mitteln Erz gefördert und Kupfermetall erschmolzen.
Kupfer vom Mitterberg ist in Bronzegegenständen in ganz Mitteleuropa zu finden, zum Beispiel konnte das Metall der Himmelsscheibe von Nebra dieser Lagerstätte zugeordnet werden.
Anhand der jetzt noch ersichtlichen Spuren ist es möglich, die Vorgangsweise bei der Erzgewinnung und -verhüttung in der Bronzezeit nachzuvollziehen.
Frühbronzezeitliche Abbaustellen sind z.B. oberhalb des Arthurhauses, von Mühlbach am Hochkönig über eine Straße erreichbar, in Form einer Anzahl von eingestürzten Gruben (in der Bergbausprache Pingen genannt) zu sehen.
Zur Gewinnung des Erzes wurde die sogenannte Feuersetztechnik angewandt, d.h. in der Grube wurde ein Holzfeuer entzündet und damit das umgebende Gestein mürbe gemacht. Später, als die oberflächennahen Erzvorkommen ausgebeutet waren, folgten die bronzezeitlichen Bergleute den Erzgängen bis tief in den Berg hinein (man konnte sich lange Zeit nicht vorstellen, dass die bis 200 m unter der Erde befindlichen Stollen bronzezeitlich sein könnten) und bauten das Erz mit Bronzepickeln ab, da die Feuersetztechnik tief im Berg nicht mehr einsetzbar war.
Das erzhaltige Gestein wurde sodann mit Schlagsteinen zerkleinert und mit Hilfe von Mahlsteinen zu einem Pulver von Mehlfeinheit gemahlen.
Bei einer geschätzten Produktion von insgesamt 24.000 t Kupfer bis zur Eisenzeit und einem Kupfergehalt im Erz im einstelligen Prozentbereich kann man sich vorstellen, welch große Anzahl an Menschen damit beschäftigt gewesen sein muss.
Das feingemahlene Erz wurde sodann in Holzkästen geschlämmt, wobei das schwerere Erz im Wasserstrom am Boden liegen bleibt und das taube Gestein weggeschwemmt wird. Eine dazu verwendete Vorrichtung aus Holz wurde vollständig erhalten im Moor am Troiboden oberhalb des Arthurhauses gefunden.
Die Verhüttung des in der Schlämmvorrichtung aufkonzentrierten Erzes erfolgte in kleinen abwechselnd mit Erz und Holz beschickten Schachtöfen, das erhaltene 90%ige Kupfer wurde zur weiteren Reinigung zusätzlichen Schmelzzyklen unterworfen.
Mit dem Aufkommen des Eisens ab dem 10. Jahrhundert v. Chr. verlor Kupfer bzw. Bronze an Bedeutung, soweit, dass der Kupferbergbau am Mitterberg eingestellt und im Mittelalter vollständig vergessen wurde. Die Wiederauffindung und Inbetriebnahme erfolgte im 19. Jh. Es wird erzählt, dass ein Bauernbub das goldglänzende Mineral Kupferkies in einem Bach gefunden und gedacht hätte mit einem Goldfund sein Glück gemacht zu haben.
Der Bergbau wurde im Jahr 1977 auf Grund der damals niedrigen Weltmarktpreise für Kupfer eingestellt.
Übrigens, es lohnt sich, das Museum des sehr rührigen Bergbauvereins in Mühlbach am Hochkönig zu besuchen!

Verwendete Literatur:
Gerhard Feitzinger, Wilhelm Günther, Angelika Brunner: Bergbau- und Hüttenaltstandorte im Bundesland Salzburg, Verlag Land Salzburg 1998
Erica Hanning, Hannes Herdits & Elena Silvestri: Alpines Kupferschmelzen _ technologische Aspekte, VML Verlag Marie Leidorf, Bochum 2015
Karl B. Matz: Die Kupfererzlagerstätte Mitterberg (Mühlbach am Hochkönig, Salzburg) in Mitteilungen der Abt. Mineralogie des Joaneums, S. 7-19, Graz 1953
Ernst Pernicka, Joachim Lutz, Thomas Stöllner: Bronze Age Copper Produced at Mitterberg, Austria, and its Distribution, in: Archaeologia Austriaca, Band 100/2016, S. 19–55, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 2016
Thomas Stöllner, Elisabeth Breitenlechner, Clemens Eibner, Rainer Herd, Tobias Kienlin, Joachim Lutz, Alexander Maass, Kurt Nicolussi, Thomas Pichler, Robert Pils, Klaus Röttger, Baoquan Song, Nadine Taube, Peter Thomas, & Andrea Thurner: Der Mitterberg – Der Großproduzent für Kupfer im östlichen Alpenraum während der Bronzezeit in: Goldenberg, Gert, Töchterle, Ulrike, Oeggl, Klaus, Krenn-Leeb, Alexandra: Neues zur Bergbaugeschichte der Ostalpen S.113-144, Verlag Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Wien 2011